Chemnitzer Serie reißt gegen deutschen Meister.
Ulm findet immer eine Antwort
Nach wettbewerbsübergreifenden 17 Erfolgen hintereinander mussten Sachsen beste Korbjäger am Samstag doch einmal wieder als zweiter Sieger vom Parkett gehen. Im BBL-Pokal-Viertelfinale unterlagen die NINERS dem amtierenden deutschen Meister ratiopharm ulm mit 78:87 (39:39). Über 4.700 Fans spendeten der Mannschaft von Cheftrainer Rodrigo Pastore dennoch viel Applaus, hatte sich Chemnitz doch wahrlich teuer verkauft, dem favorisierten Gast bis zum Schluss alles abverlangt, konnte Ulm aber letztlich nicht vom Sockel stoßen. Neben einer starken Leistung der Gäste, die immer wieder entscheidende Nadelstiche setzten, wogen auch die verletzungsbedingten Ausfälle von Kapitän Jonas Richter und Spielmacher Kaza Kajami-Keane letztlich zu schwer, um eines der besten deutschen Basketballteams niederzuringen. „Ulm setzte sich absolut verdient durch und zieht zurecht ins Pokal-Final-Four ein“, erkannte Pastore völlig neidlos an und fand zudem auch noch lobende Worte für die Schiedsrichter: „Gerade nach Niederlagen hört man das wohl eher selten, aber ich finde, dass die Schiedsrichter dieses intensive Duell heute wirklich herausragend geleitet haben!“
Das Trio gestattete beiden Teams von Beginn an ein engagiertes Duell mit einsatzfreudiger Defensive, was angenehmen Spielfluss aufkommen ließ und den Zuschauern reichlich Unterhaltungswert bot. Hierbei setzte zunächst der Meister aus Ulm die ersten Akzente und verschaffte sich durch einen Dreier des brasilianischen Nationalspielers Georginho etwas Luft (12:7). Dessen nächsten Dreier konterte im Gegenzug der Chemnitzer Scharfschütze Wes Van Beck zum 20:22-Anschluss kurz vor der ersten Viertelpause und läutete so die beste Phase der NINERS ein. Diese gingen zu Beginn des zweiten Abschnittes durch einen Lansdowne-Dreier wieder in Front und setzten sich binnen fünf Minuten auf 33:26 ab. Jeff Garrett hätte den viertelübergreifenden 16:4-Lauf der „Orange Army“ mit seinem Dreierversuch sogar weiter ausbauen können, doch seinen Fehlwurf beantwortete Ulm umgehend mit fünf schnellen Figuera-Punkten. Auf das neuerliche 37:31 durch Aher Uguak reagierte Gästetrainer Anton Gavel mit einer smarten Auszeit, aus der heraus seine Mannen in den letzten 100 Sekunden der ersten Halbzeit zum 39:39-Ausgleich kamen. Kurz darauf rauschte Lansdownes Full-Court-Shot zwar unter lautem Jubel noch durch den Ring, kam aber wenige Zehntelsekunden zu spät.
So ging es mit ausgeglichenem Spielstand in die Kabine und nach Wiederanpfiff konnte der Meister spürbar einen Gang zulegen. Mit intensiver Verteidigung erzwang Ulm so manchen Chemnitzer Ballverlust, hielt die Hausherren dreieinhalb Minuten ohne Korberfolg und setzte sich durch eigene Treffer von Williams, Nunez, Figuera und Jallow auf 50:39 ab. Viertelübergreifend entsprach dies in gut vier Spielminuten einem 16:0-Lauf des Gavel-Teams, der sich später als die entscheidende Phase der Partie entpuppen sollte. Denn unter den lauten Anfeuerungsrufen ihrer Fans kämpften die NINERS zwar immer wieder um den Anschluss, kamen beispielsweise nach Kevin Yebos Dunk auf 47:52 heran, blieben später mit einem Uguak-Dreier zum 60:67 in Reichweite und machten den Rückstand fünf Minuten vor Schluss durch einen weiteren Distanztreffer Yebos abermals einstellig (71:80), doch ein wirkliches Comeback wollte den Chemnitzern nicht gelingen. Oder besser gesagt – die Ulmer ließen es einfach nicht zu und erstickten jedes noch so kleine Fünkchen Hoffnung im Keim, oftmals durch eiskalte Dreier von Figuera, Georginho, Nunez oder Herkenhoff. Letzgenannter sorgte mit seinem Dreier zum 84:70, dem bis dahin 13. Distanztreffer der Ulmer bei gerade einmal 22 Versuchen, für die Vorentscheidung. Denn obwohl die Gäste in der verbleibenden Spielzeit noch fünf Fahrkarten von „Downtown“ schossen, war der Vorsprung bereits groß genug, um den Sieg über die Zeit zu bringen. Wohl auch, weil Chemnitz ohne Richter und Kajami-Keane die nötigen Kraftreserven und spielerischen Qualitäten für eine letzte Aufholjagd fehlten. Umso mehr sehnt Headcoach Pastore die baldige Rückkehr seiner beiden Leistungsträger herbei. Vielleicht steht schon beim nächsten FIBA-Europe-Cup-Auswärtsspiel im rumänischen Oradea, spätestens aber hoffentlich in der darauffolgenden Heimpartie gegen Heidelberg ein Comeback an.
TRAINERSTIMMEN
Rodrigo Pastore (Chemnitz): „Wir hatten in der ersten Halbzeit eine gute Phase, als wir auf sieben Punkte davonzogen und die Führung sogar noch hätten ausbauen können. In diesen Minuten konnten wir den Ulmern einiges wegnehmen, aber sie zeigten dann, dass sie auch sehr gute 1-gegen-1-Qualitäten besitzen. De Paula und Figuera trafen herausragend und schon die letzten Sequenzen der ersten Halbzeit liefen nicht optimal für uns. Hinzu kam der Start ins dritte Viertel. Ulm verteidigte aggressiv, forcierte Ballverluste und setzte sich auf zehn Punkte ab. Diesen Rückstand konnten wir nie wieder aufholen, weil Ulm teils auch einfach meisterlich spielte und stets sehr gute Antworten parat hatte. Sie haben absolut verdient gewonnen und zieht zurecht ins Pokal-Final-Four ein. Außerdem möchte ich unbedingt noch den Schiedsrichtern ein großes Lob aussprechen. Sie haben die Partie heute herausragend geführt. Ohnehin sahen wir diese Saison schon viele sehr gute Schiedsrichterleistungen und freuen uns über die spürbar positive Entwicklung.“
Anton Gavel (Ulm): „Glückwunsch an meine Spieler zu diesem Sieg, aber vor allem möchte ich Rodrigo Pastore zu seiner tollen Arbeit hier gratulieren, national wie international. Es war sehr beeindruckend, was Chemnitz in den letzten Wochen gezeigt hat und deshalb wussten wir, was heute auf uns zukommt. Erster gegen Zweiter ist ein echtes Spitzenspiel. Ausschlaggebend für unseren Sieg war sicherlich der Start in die zweite Halbzeit, die Stops, die wir dort kreieren konnten. Dann haben wir weiter aggressiv verteidigt und vorn auch gute Entscheidungen getroffen. Immer als es brenzlig wurde, hatten wir eine Antwort und sind sehr glücklich, dass wir dieses Spiel heute gewinnen konnten.“