„Man kann immer hinzulernen.“„Man kann immer hinzulernen.“

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NINERS-Routinier Dominic Lockhart im Interview

„Man kann immer hinzulernen.“

Paul Ulland (15), Schüler der neunten Klasse am Städtischen Gymnasium Mittweida, absolvierte sein zweiwöchiges Praktikum bei den NINERS und nutzte die Gelegenheit, mit dem Chemnitzer Routinier Dominic Lockhart zu sprechen, der in seiner Karriere bereits 295 Bundesligaspiele absolvierte.

 

Paul: Letzten Sommer musstest du dich einer Operation unterziehen, nachdem du dir in der vorherigen Saison einen Sehnenriss im kleinen Finger der linken Hand zugezogen hattest. Wenige Monate später riss die Sehne erneut und du musstest daraufhin stets mit einer Schutzbandage spielen. Wie sehr hat dich diese Verletzung auf dem Court beeinflusst?

Dominic Lockhart: Es hat mich schon sehr gehandicapt, weil ich jeden Tag beim Spielen und Trainieren Schmerzen hatte. Es war keine riesige Angelegenheit und zum Glück auch nur an der linken Hand, also nicht an meiner Wurfhand. Trotzdem habe ich es häufig gemerkt, gerade wenn ein Ball dagegen sprang oder ich einen Schlag auf die Hand bekam. Deshalb habe ich mich direkt nach Saisonschluss einer zweiten Operation unterzogen und hoffe, dass es jetzt besser wird.

 

Paul: Was wurde bei dieser OP genau gemacht?

DL: Bei der jetzigen Operation wurde der lädierte Finger versteift. Das heißt, es kam ein Draht in den Knochen. Dadurch wird der Finger stabiler und bleibt dauerhaft in einer geraden Position. Ich hoffe, dass sich damit nun auch die Schmerzen erledigt haben.

 

Paul: Das heißt, die Verletzung wird dich nächste Saison sowohl im Training als auch beim Spiel nicht mehr beeinträchtigen?

DL: Genau das war das Ziel der OP und ich bin guter Dinge, dass mich der Finger nächste Saison nicht mehr beschäftigt und ich dauerhaft schmerzfrei bleibe. Das ist auch den Kopf wichtig und ich möchte in meinem zweiten Jahr bei den NINERS neu angreifen.

 

Paul: Es war eine Saison mit vielen Aufs und Abs, die nun zu Ende ging. Welches Fazit ziehst du aus der Spielzeit 2022/2023?

DL: Mit dem Erreichen der Playoffs können wir am Ende ganz zufrieden sein, aber ebenso können wir sicher an vielen Details noch arbeiten. Ich bin jetzt schon einige Jahre in der Bundesliga und es gibt immer Dinge, die man verbessern kann - sowohl individuell wie auch als Team. Dessen sind wir uns sehr bewusst und werden uns gerade im Sommer die Zeit nehmen, effektiv daran zu arbeiten. Im Wesentlichen geht es darum, über ein komplettes Jahr hinweg konstanter zu spielen, als uns das letzte Saison gelungen ist.

 

Paul: Du bist erst letzten Sommer aus Bamberg nach Chemnitz gekommen. Welche Erwartungen und Hoffnungen hattest du vor dem Wechsel und sind diese erfüllt worden?

DL: Grundsätzlich ging ich sehr entspannt an die Sache heran. Ich hatte vor meinem Wechsel mit Coach Pastore über seine Idee gesprochen. Aber ich denke, dass sich sowas im Laufe einer Saison auch mal ein bisschen ändert, weil man nicht voraussehen kann, wer welche Rolle übernimmt und wie sich die Spieler als Team zusammenfügen. Für mich persönlich war das erste Jahr in Chemnitz sportlich sicher nicht unbedingt optimal. Dennoch hat es mir hier wirklich gut gefallen und ich hoffe, dass ich persönlich kommende Spielzeit zulegen kann und wir als Team dann noch besser spielen.

 

Paul: Du bist einer der erfahrensten Spieler des Teams. Kannst du trotzdem noch dazulernen?

DL: Ich denke, dass man unabhängig vom Alter immer etwas lernen kann, vor allem von Trainern, aber auch von anderen Spielern. Man wird nie den Punkt erreichen, an dem man alles weiß. Gerade letzte Saison habe ich einiges gelernt und hoffe, da kommt nächste Saison noch viel dazu.

 

Paul: Nun war es eine sehr anstrengende Saison mit Bundesliga und internationalem Wettbewerb. Wie viel Kraft hat das wirklich gekostet?

DL: Man hat es am Ende der Saison auf jeden Fall gemerkt, dass wir oftmals nicht nur ein Spiel pro Woche hatten. Aber ich habe in der Vergangenheit auch schon mit anderen Clubs international gespielt und glaube, der Körper gewöhnt sich daran. Wenn wir im FIBA Europe Cup weitergekommen wären, hätte es noch mehr Kräfte gekostet. Aber es macht auf der anderen Seite auch großen Spaß, so viele Spiele zu bestreiten, in verschiedenste Länder zu reisen und die Chance auf einen europäischen Titel zu haben.

 

Paul: Sollte man im internationalen Wettbewerb dann vielleicht auch mal Kräfte schonen?

DL: Wenn es an irgendeinem Punkt um gar nichts mehr geht, wäre das vielleicht möglich. Aber egal wann und wo wir spielen, wollen wir halt einfach gewinnen und da darfst du dich nicht schonen. Diese Situation hatten wir ja letzte Saison in Porto und Craiova, als wir das Viertelfinale zwar quasi nicht mehr erreichen konnten, aber trotzdem gewonnen haben. Und so gehen wir in jedes Match. Dennoch wird in solchen Partien versucht, etwas tiefer zu rotieren und die Spielzeiten ausgeglichener zu verteilen.

 

Paul: In der abgelaufenen Saison gab es zwischenzeitlich ein spürbares Tief. Wie habt ihr euch dort wieder herausgekämpft?

DL: Eine ganz wichtige Rolle spielten unsere Fans. Die Halle war stets voll und sie haben uns immer unterstützt, egal ob wir als Sieger oder Verlierer vom Feld gingen. Dafür sind wir sehr dankbar. Ein weiterer Faktor war natürlich Coach Pastore, der stets an uns glaubte und uns auch dann Hoffnung einhauchte, wenn es mal nicht so gut aussah. Nicht zuletzt hat sich das Team selbst herausgearbeitet. Wir wussten, dass wir auch während der Niederlagenserie oft nah dran waren und grundsätzlich das Zeug hatten, viele Teams zu schlagen. Zum Glück konnten wir dies später auch beweisen und doch noch in die Playoffs einziehen.

 

Paul: Am Ende hat es also für die Playoffs gereicht, das Saisonziel wurde geschafft. Kann es nächstes Jahr noch weiter nach vorn gehen?

DL: Natürlich ist das zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu sagen, aber wir setzen uns intern immer hohe Ziele. Ich denke, dass wir schon letzte Saison ein gutes Team, jedoch leider auch eine deutliche Schwächephase hatten. Dies wollen wir nächste Saison vermeiden und wieder oben mitspielen. Das ist am Ende natürlich von vielen Faktoren abhängig. Trotzdem glaube ich, dass, wenn alles gut läuft, auch mehr als Platz 8 drin ist.

 

Paul: Du hattest mit den NINERS eine wirklich anstrengende Spielzeit. Wie groß ist nun die Freude auf die Sommerpause?

DL: Es tut immer gut, nach der Saison mal ein paar Tage oder Wochen frei zu haben. Das ist auch mental und körperlich wichtig, sich eine Auszeit zu nehmen, mit dem Kopf mal weg vom Basketball zu kommen und dabei können einem die Familie oder Freunde sehr helfen. Die sieht man während der Saison ja leider auch nicht oft. Umso schöner ist es, alle dann im Sommer zu treffen.