Hauchdünne Niederlage in Weißenfels
Dramatisches Derby
Es war das vielleicht beste Ostderby zwischen den NINERS und dem SYNTAINICS MBC seit dem Chemnitzer Aufstieg 2020. Vor 3.000 Zuschauern in der restlos ausverkauften Stadthalle Weißenfels, darunter 800 lautstarke NINERS-Fans, lieferten sich die beiden Ostrivalen bis zur letzten Sekunde einen packenden Fight. Chemnitz zunächst mit furiosem Start und 15 Zählern Vorsprung. Dann die Hausherren mit einem beeindruckenden Turnaround zur eigenen 13-Punkte-Führung. Schließlich eine knackige Aufholjagd der „Orange Army“, die mit ihrem letzten Angriff noch die Chance zum Sieg hatte. Doch am Ende blieben die Punkte in Weißenfels und der MBC durfte sich im zehnten Bundesliga-Ostderby über seinen allerersten Sieg freuen. Passend zur Dramaturgie dieses rasanten Basketballduells gestaltet sich im Anschluss auch das Bundesliga-Tableau. Während ganz vorn München sowie Ulm einsam ihre Kreise ziehen und am Tabellenende Göttingen bereits als Absteiger feststeht, liegen dazwischen im Kampf um die Playoff-Plätze mit jeweils 15 Siegen und 12 Niederlagen die Teams aus Chemnitz, Weißenfels, Rostock und Würzburg punktgleich auf den Rängen fünf bis acht. Weil Hamburg, Berlin und Vechta direkt dahinter auch nur einen Sieg Rückstand haben, ist ein spannender Saisonendspurt vorprogrammiert. Chemnitz leitet diesen mit drei Heimspielen in Serie gegen die direkten Verfolger aus Berlin, Ludwigsburg und Rostock ein.
Pünktlich zum prestigeträchtigen Derby in Weißenfels meldete sich NINERS-Pointguard Jacob Gilyard zurück, welcher bei der vorangegangenen Niederlage in Heidelberg schmerzlich vermisst wurde, und zeigte gleich zu Beginn seine ganze Qualität. Allein in der ersten Halbzeit verwandelte der aktuell kleinste BBL-Spieler sechs seiner sieben Dreipunktwürfe. Hiervon ließen sich seine Teamkameraden Jeff Garrett und Oli Nkamhoua regelrecht anstecken, streuten im Auftaktviertel ebenfalls jeweils einen Dreier ein, während sich Kapitän Jonas Richter mehrfach erfolgreich am Brett durchsetzte. Lohn dieser offensiven Glanzleistung war eine Chemnitzer 32:17-Führung nach zehn gespielten Minuten. Die erste Viertelpause kam den Gastgebern mehr als gelegen, welche sich nun einmal kurz schüttelten und ab dem zweiten Durchgang auch endlich am zehnten Bundesliga-Ostderby teilnehmen wollten. Allen voran Routinier Tyren Johnson, welcher zwölf der nächsten 22 Weißenfelser Punkte erzielte und den MBC so fast im Alleingang auf 39:40 heranbrachte. Zwei weitere Dreier von Gilyard und Kevin Yebo sowie sichere Freiwürfe des letztgenannten Rückkehrers wahrten den NINERS zum Kabinengang aber eine knappe 52:49-Führung.
Diese erhöhte Jonas Richter direkt nach Wiederbeginn und Nicho Tischler hatte kurz darauf gleich zweimal freistehend von der Dreierlinie die Möglichkeit, die Differenz auf sieben Zähler zu setzen. Ungenutzte Chancen, welche sich leider schnell rächen sollten. Denn auf Seiten des MBC drehten nun Ty Brewer und Charles Callison mächtig auf. Erstgenannter vornehmlich durch Punkte aus allen Lagen, Zweiterer mit eigenem Scoring, aber auch klugen Pässen für seine Mitspieler. Chemnitz vermochte die variable Offensive der in dieser Saison extrem heimstarken Weißenfelser kaum zu stoppen und geriet zwischenzeitlich mit 62:75 in Rückstand. Seit Ende des Auftaktviertels war dies insgesamt ein 58:30-Lauf des MBC in lediglich 16 Spielminuten und das Momentum schien nunmehr klar auf Seiten der Hausherren. Doch Basketball ist bekanntermaßen ein Spiel der Läufe und wenige Schlüsselmomente vermögen das Pendel plötzlich wieder in die gänzlich andere Richtung ausschlagen zu lassen. So auch am Samstag in Weißenfels, als zwei Dreier von Nkamhoua und Jefferson sowie Richters hart erkämpfte Tip-In-Punkte den NINERS wieder Leben einhauchten. Die drei Genannten legten zu Beginn des Schlussabschnitts direkt nach und brachten Chemnitz so unter lautstarkem Jubel ihrer mitgereisten Fans wieder auf 80:82 heran. Weißenfels konterte seinerseits mit drei Distanztreffern von Brewer, Johnson und Spencer Reaves zum 91:82, doch die Orange Army gab nicht auf. Nkamhoua, Richter, Gilyard und allen voran Jefferson brachten Chemnitz wieder auf einen Zähler heran und als Jeff Garrett zehn Sekunden vor Schluss den Ball von Ty Brewer eroberte, war die Chance da, die Partie doch noch zu drehen. Doch im Eifer des Gefechts und unter defensivem Druck des MBC sprang kein Wurfversuch mehr heraus, so dass sich Weißenfels schlussendlich zum verdienten Sieger in einem an Dramatik und Spannung kaum zu überbietenden Ostderby krönte.
TRAINERSTIMMEN
Janis Gailitis (MBC): „Was für ein tolles Derby, die Stimmung heute war fantastisch. Diese Atmosphäre hat auch die Spieler beflügelt, sie hat viele positive Emotionen freigesetzt, aber Gott sei Dank keinen Übermut. Wir hatten viele Aufs und Abs – und wir hatten den Willen, dieses Spiel unbedingt zu gewinnen. Wir hatten auch das eine oder andere Mal das Glück auf unserer Seite, das Glück des Tüchtigen kann man sagen. Ich freue mich, dass die Negativserie gegen Chemnitz nun endlich durchbrochen ist, und ich freue mich auf das nächste Spiel.“
Rodrigo Pastore (Chemnitz): „Glückwunsch an den SYNTAINICS MBC zum Derbysieg. Es war ein spannendes Spiel, insbesondere für die Zuschauer. Wir sind stark gestartet und haben uns im ersten Viertel eine hohe Führung herausgespielt. Der MBC bestimmte das zweite Viertel, vor allem Tyren Johnson konnte hier das eine oder andere Mismatch ausnutzen. Im dritten Viertel hatten die Wölfe einen weiteren Lauf, hier bekamen wir Spencer Reaves nicht unter Kontrolle. Ich bin aber stolz auf meine Spieler, wie sie sich zurückgekämpft haben – insbesondere wenn man bedenkt, dass wir noch am Mittwoch spielten, Kevin Yebo Rückenprobleme hatte und wir bis kurz vor Spielbeginn gar nicht wussten, ob Jacob Gilyard überhaupt mitwirken kann. Sein Einsatz hat sich erst beim Aufwärmen entschieden. Nachdem wir 80:88 zurücklagen, hatten wir gute Defensivstopps und gute Plays und am Ende sogar den Sieg in Händen.“
STATISTIK
SYNTAINICS MBC vs. NINERS Chemnitz 97:95 (17:32, 32:20, 29:20, 19:23), 3.000 Zuschauer (ausverkauft)
Gilyard (20 Punkte), Nkamhoua (17), Richter (13), Jefferson (11), Yebo (9), Bailey (8), Garrett (7), Lansdowne (7), Tischler (3), Gregori (nicht eingesetzt), Kellig (nicht eingesetzt), Koppke (nicht eingesetzt)
TERMINE
NINERS Chemnitz vs. ALBA BERLIN, Sonntag, 27.04.2025, 16:30 Uhr, Messe Chemnitz
NINERS Chemnitz vs. MHP RIESEN Ludwigsburg, Donnerstag, 01.05.2025, 18:00 Uhr, Messe Chemnitz
NINERS Chemnitz vs. ROSTOCK SEAWOLVES, Sonntag, 04.05.2025, 16:30 Uhr, Messe Chemnitz