Chemmy-Gewinnern glückt Revanche
Herzschlagfinale
Schon das Hinspiel zwischen Chemnitz und Bamberg bot kurz nach Weihnachten Spannung pur, als die gastgebenden Franken seinerzeit in den letzten 15 Sekunden einen 4-Punkte-Rückstand in einen 81:80-Sieg drehten. Am zurückliegenden Sonntag setzten beide Teams noch einen drauf, gingen vor 5.000 Zuschauern in der restlos ausverkauften Messe Chemnitz sogar in die Verlängerung, wo sich nun die NINERS hauchdünn mit 99:98 durchsetzten. Rückkehrer Kevin Yebo überragte bei seinem ersten Spiel in eigener Halle mit 26 Punkten, neun Rebounds, drei Assists und einem Block, während auch Victor Bailey (15 Zähler), Nicho Tischler (13), Jeff Garrett (12) sowie Jacob Gilyard (10) zweistellig scorten. Auf Bamberger Seite stachen vor allem Scharfschütze Noah Locke mit 26 Punkten und acht von elf verwandelten Dreiern sowie Ronaldo Segu (22 Zähler) und KeyShawn Feazell heraus, dem ein Double-Double aus 15 Punkten und 10 Rebounds gelang.
Von Beginn an lieferten sich beide Teams einen unterhaltsamen, offensiven Schlagabtausch, bei dem Chemnitz im Auftaktdurchgang zwischenzeitlich auf 23:16 davonzog. Mit einem tollen Schlussspurt kamen die Bamberger Gäste bis zur ersten Viertelpause aber schon wieder zum 25:25-Ausgleich. Im zweiten Abschnitt bot sich ein ganz ähnliches Bild. Die NINERS mit furiosem Start, variabler Offensive und vielen Pässen, von denen einen beispielsweise Kapitän Jonas Richter zum 32:27 verwandelte. Per Dreier und Drive schraubte Victor Bailey die Chemnitzer Führung wenig später sogar auf 44:35, doch kurz vor der Halbzeit kam Bamberg abermals eindrucksvoll zurück. Nachdem der frühere Nationalspieler Karsten Tadda gar einen Dreier mit Foul und den daraus resultierenden Bonusfreiwurf verwandelte, waren die Gäste schon wieder auf 47:48 dran. Jacob Gilyard besorgte seinen NINERS von der Linie dann immerhin noch ein Minipolster.
Insgesamt lief es für den Chemnitzer Pointguard und seinen „Wingman“ Bailey gerade vom Perimeter an diesem Abend jedoch nicht besonders gut. Die zwei US-Amerikaner gehören statistisch betrachtet zu den besten Distanzschützen der NINERS, verwandelten gegen Bamberg zusammen aber nur drei ihrer 19 Dreier. Das glatte Gegenteil zeigte Bambergs Noah Locke, der im gesamten Spielverlauf satte acht Distanzwürfe bei lediglich elf Versuchen netzte. So hatte eben auch die zwischenzeitlichen 61:52-Führung der NINERS im dritten Viertel nicht lange Bestand, weil Bamberg fast im Handumdrehen auf 62:63 verkürzte. Bis Mitte des Schlussabschnittes hielt Chemnitz immerhin eine knappe Führung, doch zwei weitere Dreier von Locke und Moritz Krimmer brachten plötzlich die Gäste mit 81:80 in Front. Die Partie befand sich nun auf des Messers Schneide und kurz vor Schluss brauchte es zwei erfolgreiche Freiwürfe des nervenstarken Kevin Yebo, um beide Teams beim Stand von 87:87 in die Verlängerung zu schicken. Auch dort vermochte sich keine Mannschaft entscheidend abzusetzen. Immerhin schien Chemnitz auf einem guten Weg, als man bei zehn Sekunden Restspielzeit und eigener 99:98-Führung nach einer hauchdünnen Ballbesitz-Entscheidung Einwurf hatte. Diesen aber brachte man nicht binnen der vorgeschriebenen fünf Sekunden ins Feld und so hatte Bamberg dann doch mit dem letzten Wurf die Chance zum Sieg. Gut verteidigt von Nicho Tischler landete Ronaldo Segus Versuch jedoch nur auf dem Ring und die NINERS durften sich über ihren 15. Sieg der laufenden Bundesligasaison und die Verteidigung des dritten Tabellenplatzes freuen.
Es war der zweite Grund zum Feiern binnen 24 Stunden. Tags zuvor wurde die „Orange Army“ bei der alljährlichen Chemnitzer Sportpreisverleihung zur Mannschaft des Jahres 2024 gekürt – bereits zum siebten Mal hintereinander. Jonas Richter, Kevin Yebo, DeAndre Lansdowne, Aher Uguak und Vereinspräsident Sven Böttger nahmen den „Chemmy“ stellvertretend für den gesamten Club live auf der Bühne im Kraftverkehr in Empfang. Weil die NINERS zudem 2003 schon einmal Chemnitzer Mannschaft des Jahres waren und 1999 sowie 2000 jeweils den „Publikumspreis“ erhielten, zogen sie mit nunmehr zehn Chemmys mit den bisherigen Rekordhaltern Aljona Savchenko und Robin Szolkowy gleich. 1998 ebneten die Basketballer des Vorgängervereins ESV Lok, der 1999 mit der BG Chemnitz zu den „NINERS“ fusionierte, mit ihrem Chemmy-Gewinn bereits den steilen Weg, welchen der Basketballsport seither in der Stadt und gesamten Region nahm. „Wir sind sehr stolz auf die Entwicklung, welche letztes Jahr mit dem Gewinn des Europe Cups ihren vorläufigen Höhepunkt fand und dass wir mittlerweile so viele Chemnitzer für unseren Basketballsport begeistern können. Ihnen wollen wir morgen einen weiteren Sieg schenken“, versprach Kapitän Richter am Samstagabend im Kraftverkehr – und die NINERS ließen am Sonntag Taten folgen!
STATISTIK
NINERS Chemnitz vs. Bamberg Baskets 99:98 OT (25:25, 25:22, 22:20, 15:29, 12:11), 5.000 Zuschauer
Yebo (26 Punkte), Bailey (15), Tischler (13), Garrett (12) Gilyard (10), Richter (8), Lansdowne (6), Nkamhoua (6), Jefferson (3), Gregori (nicht eingesetzt), Kellig (nicht eingesetzt), Koppke (nicht eingesetzt)
TRAINERSTIMMEN
Rodrigo Pastore (Chemnitz): „Nach dem Debakel in Ulm mahnten wir intern zu mehr Einsatz und Disziplin. Diesbezüglich gefiel mir heute, wie wir offensiv begannen. Deutlich fokussierter als in Ulm, teils auch defensiv. Diese Disziplin ging uns in der zweiten Halbzeit leider etwas verloren, auch durch individuelle Konzentrationsfehler. Aber das sind nun einmal unsere Schwachstellen, wir verlieren bisweilen den Fokus und sind kein übermäßig diszipliniertes Team. Wir werden weiter versuchen, daran zu arbeiten. Nichtsdestotrotz war das heute ein enorm wertvoller Sieg, gerade weil Bamberg 14 Dreier mit 50 Prozent Quote verwandelte. Da gewinnst du normalerweise nicht oft, aber wir fanden Lösungen, auch defensiv mit wichtigen Stopps in den jeweils letzten Bamberger Angriffen. Und natürlich auch mit Kevin Yebo von seiner besten Seite. Es ist kein Geheimnis, dass wir ihn brauchten und er uns. Heute zeigte Kevin wieder eine herausragende Leistung, ganz wie in den guten alten Zeiten.“
Anton Gavel (Bamberg): „Glückwunsch an Rodrigo und seine Mannschaft zu diesem Sieg. In der ersten Halbzeit sahen wir defensiv nicht gut aus und hatten zudem elf Turnover. Die zweite Hälfte war deutlich besser, vor allem das letzte Viertel. Teilweise ließen wir, nachdem wir gut verteidigt hatten, noch offensive Rebounds zu, die uns dann ach weh getan haben. Offensiv waren wir heute solide, bis auf die letzten Plays, die eben entscheidend hätten sein können. Da muss ich die Mannschaft in eine bessere Situation bringen, um erfolgreich auszusehen.“
TERMINE
MLP Academics Heidelberg vs. NINERS Chemnitz, Mittwoch, 16.04.2025, 20:00 Uhr, SNP dome Heidelberg
SYNTAINICS MBC vs. NINERS Chemnitz, Samstag, 19.04.2025, 16:00 Uhr, Stadthalle Weißenfels
NINERS Chemnitz vs. ALBA BERLIN, Sonntag, 27.04.2025, 16:30 Uhr, Messe Chemnitz