Chemnitz setzt sich gegen Heidelberg durch
Arbeitssieg
Das Match hatte fast alles, was in dieser Saison so typisch für die Spiele der NINERS ist. Ein holpriger Start, ein mittelprächtiger Auftakt ins dritte Viertel, eine zittrige Schlussphase – aber eben auch durchgängig hohe Einsatzbereitschaft, stetiges Bemühen um Teambasketball und großartige Unterstützung von den Rängen. In Summe überwogen am Dienstagabend die positiven Dinge und so durften sich Sachsens beste Korbjäger gegen die MLP Academics Heidelberg letztlich über einen 72:65-Heimerfolg vor über 4.200 glücklichen Fans in der Messe Chemnitz freuen. Beim nunmehr elften Bundesligasieg trafen Olivier Nkamhoua (16 Punkte), Jeff Garrett (12), Victor Baily (11) und Will Christmas (11) zweistellig, während Neuzugang Jacob Gilyard mit neun Assists glänzte, zudem noch sechs Punkte und vier Rebounds auflegte. „Das war ein kleiner Schritt nach vorn und wir wollen die nächsten zweieinhalb Wochen nutzen, um Jacob noch besser zu integrieren“, blickte Cheftrainer Rodrigo Pastore auf die bevorstehende Länderspielpause, welche die NINERS dank des hart erkämpften Triumphs über Heidelberg auf dem fünften Platz der Bundesligatabelle verbringen dürfen.
Unter dem Strich eine ordentliche Ausgangsposition, gerade vor dem Hintergrund, dass Chemnitz diese Saison noch nicht wirklich ins Laufen kam, mit Personalwechseln, Verletzungen oder Formschwankungen einzelner Spieler zu kämpfen hatte und das Kaderkonzept nie ganz aufzugehen vermochte. So blieb vieles Stückwerk, kamen Erfolge oft nur über harte Arbeit statt spielerische Finesse und mussten immer wieder auch schwere Phasen überstanden werden. Gleiches passierte am Dienstagabend, als die NINERS gegen Heidelberg schnell mit 4:13 in Rückstand gerieten. Dann aber zeigten sie, welches Potenzial in ihnen steckt und konnten nicht nur mit Einsatz, sondern auch mit tollem Teambasketball überzeugen. Auch dank dreier Distanztreffer von Jeff Garrett, Eddy Edigin und Jacob Gilyard drehte Chemnitz das Spiel binnen dreieinhalb Minuten auf links, lag plötzlich 18:16 vorn und ging mit einem 23:19 in die erste Viertelpause. Im zweiten Durchgang machte die „Orange Army“ nahtlos weiter, sorgten Olivier Nkamhoua sowie Nicho Tischler mit krachenden Dunks für die nächsten Highlights und pumpten den Vorsprung auf 34:19. Viertelübergreifend hatten die NINERS in reichlich acht Minuten einen 30:6-Lauf ins Parkett gebrannt, ließen sich dann aber von der strengen Schiedsrichterlinie aus dem Tritt bringen. Erneut mussten mehrere Leistungsträger mit früher Foulbelastung auf die Bank und Pastore folgerichtig in seinen Aufstellungen improvisieren, was Heidelberg nutzte, um sich wieder zurückzukämpfen. Dank Bailey und Tischler, der auch seinen 20. Freiwurf in dieser Bundesligasaison sicher verwandelte, ging Chemnitz dennoch mit einer 38:33-Führung in die Halbzeitpause.
Nun stand also der zuletzt oftmals missglückte Start ins dritte Viertel bevor und auch gegen Heidelberg taten sich die NINERS nach dem Seitenwechsel etwas schwer, wodurch die Gäste auf 46:47 verkürzten. Doch Christmas übernahm jetzt Verantwortung, tankte sich zum Korb durch, spielte einen schönen Alley-Oop-Pass auf Nkamhoua und nahm defensiv Heidelbergs Topscorer Ryan Mikesell nahezu völlig aus dem Rennen. So setzte sich die Orange Army bis zur letzten Viertelpause schon wieder auf 58:48 ab und legte im Schlussabschnitt weiter nach. Erst ließ es Garrett krachen, dann vollstreckte Nkamhoua nach schönem Pass von Gilyard und schließlich stellte Christmas per „And-One“ auf 65:51. Fünf Minuten vor Schluss ein vermeintlich komfortabler Vorsprung, doch auf der Zielgerade begannen die NINERS noch einmal zu zittern. Vorn spielte man die Angriffe nicht mehr gut aus und hinten fehlte die letzte Konsequenz, was auf diesem Niveau natürlich schnell bestraft wird. Als Mikesell den Heidelberger Rückstand zwei Minuten vor Schluss per Freiwurf auf drei Zähler hätte verkürzen können, drohte die Partie zu kippen. Doch das Chemnitzer Publikum war da, schrie Mikesells Versuch mit ohrenbetäubendem Lärm geradezu aus dem Ring und wahrte so den „2-Possession-Vorsprung“ (67:63). Vielleicht genau der richtige Beruhigungstropfen, um Oli Nkamhoua die nötige Ruhe für seinen nächsten Dreier zu geben, der dann auch „nothing but net“ durch den Ring rauschte. Als der Finne kurz darauf auch noch ein Lansdowne-Anspiel verwandelte, war die Messe gelesen und der elfte Saisonsieg perfekt. Erster Gratulant war Aher Uguak, der nach seiner erfolgreichen Patellesehnen-Operation beste Glückwünsche aus München nach Chemnitz schickte. Bereits am Mittwoch kehrt Uguak zurück und wird alsbald seine Reha beginnen. Derweil behalten die NINERS den Spielermarkt im Auge und prüfen, ob vielleicht noch ein sportlich wie finanziell passender Ersatz für den Kanadier verfügbar wäre. Vorerst aber hat die Orange Army gegen Heidelberg bewiesen, dass mit ihr auch in der aktuellen Formation im Kampf um die Playoffplätze zu rechnen ist, sofern alle Spieler gesund bleiben und das Team über die kommenden zwei, drei Trainingswochen noch besser zusammenfindet.
TRAINERSTIMMEN
Rodrigo Pastore (Chemnitz): „Bei uns lief es heute ähnlich, wie Danny Jansson die Leistung seines Teams einschätzte, mit dem Unterschied, dass unsere guten Momente zum Glück etwas länger andauerten. Wir hatten starke und schwächere Phasen, spielten teils solide Offense, teils solide Defense, aber eben noch nicht konstant. Wichtig war, dass wir in der zweiten Halbzeit besser reboundeten, Heidelberg nur noch selten an die Freiwurflinie schickten und ihre Dreierversuche gut verteidigten. Es ist immer schwer gegen Danny’s Teams, die sich sehr viel abseits des Balles bewegen. Ich denke, es war für uns ein kleiner Schritt nach vorn, gerade vor dem Hintergrund, dass Jacob Gilyard noch ganz frisch dabei ist, heute aber schon neun Assists verteilte. Wir wollen die Länderspielpause nutzen, um ihn noch besser zu integrieren und als Team an unserem Spiel zu arbeiten. Ich bin froh, dass wir unseren Fans heute einen Sieg schenken konnten. Sie waren wieder großartig und sind für uns wie ein sechster Mann auf dem Feld.“
Danny Jansson (Heidelberg): „Es macht immer Spaß gegen Chemnitz zu spielen und man weiß, was man erwarten darf. Eine smarte Spielanlage, gute Entscheidungsfindung und hohe Physis, was stets eine Herausforderung und Nagelprobe ist. Wir hatten heute einige gute Momente, aber leider auch desaströse Phasen. Unser Start war sehr fokussiert, dann ließen wir nach und Chemnitz holte sich die Führung. Wir kämpften uns zurück und hatten in der zweiten Halbzeit einige Male die Chance, wieder aufzuschließen. Doch in genau jenen Momenten gelang Chemnitz stets ein ‚Big Play‘ oder uns passierte ein folgenschwerer Fehler. Am Ende lief uns dann halt auch einfach die Zeit davon.“
STATISTIK
NINERS Chemnitz vs. MLP Academics Heidelber 72:65 (23:19, 15:14, 20:15, 14:17), 4.211 Zuschauer
Nkamhoua (16 Punkte), Garrett (12), Bailey (11), Christmas (11), Tischler (8), Gilyard (6), Richter (6), Edigin (4), Lansdowne (2), Richter (2), Bedime (0), Gregori (nicht eingesetzt), Koppke (nicht eingesetzt)
TERMINE
NINERS Chemnitz vs. FC Bayern München, Sonntag, 02.03.2025, 16:30 Uhr, Messe Chemnitz
BG Göttinger vs. NINERS Chemnitz, Samstag, 08.03.2025, 20:00 Uhr, Sparkassen Arena Göttingen