Jacob Gilyard ersetzt Khyri Thomas
Überraschender Spielertausch
Unverhofft kommt oft. Noch vor einer Woche glaubten Sachsens beste Korbjäger, die bestehende Lücke auf den Guard-Positionen mit Neuzugang Khyri Thomas geschlossen zu haben. Bevor der US-Amerikaner aber auch nur ein einziges Pflichtspiel für die NINERS bestreiten konnte, kehrte er aus familiären Gründen wieder in seine Heimat zurück. Glück im Unglück – Chemnitz hatte Thomas noch nicht offiziell gemeldet und überdies direkt einen starken Ersatz an der Angel, der bereits am Dienstagabend eintraf und zur Stunde die medizinische Eingangsuntersuchung sowie verschiedene Fitnesstests absolviert. Es handelt sich um den 26-jährigen US-Boy Jacob Gilyard, der bis letzte Woche noch für Cleveland Charge in der G-League auf Korbjagd ging. Mit einer Größe von 1.75 Meter ist er der kleinste Akteur, welcher je bei den NINERS unter Vertrag stand, aber vor allem für seine großartigen Spielmacherqualitäten und seine schnellen Hände bekannt. So holte Gilyard während seiner College-Zeit an der Richmond Universität insgesamt 466 Steals, was ihn zum besten Balldieb der gesamten NCAA-1-Geschichte macht. Anschließend bestritt der Pointguard in den letzten zweieinhalb Jahren 42 NBA-Spiele für die Memphis Grizzlies und Brooklyn Nets sowie parallel 89 Partien in der G-League, ehe er sich nun, vorerst bis Saisonende, den NINERS anschloss.
„Wir sind sehr froh, dass wir uns so schnell einigen konnten und Jacob bereits hier angekommen ist. Er gilt als außergewöhnlich talentierter Pointguard mit hoher Spielintelligenz und starkem Ballhandling, der sehr mannschaftsdienlich agiert sowie einen Ruf als vorbildlicher Teamkamerad genießt“, beschreibt NINERS-Coach Rodrigo Pastore den wieselflinken US-Amerikaner, der in Chemnitz künftig die Rückennummer 11 tragen wird. „Ich kann es kaum erwarten, endlich für die NINERS aufzulaufen. Schon am Sonntag fieberte ich vor dem Bildschirm live mit, als die Jungs in Bonn gewannen. Ich bin überzeugt, dass wir ein gutes Team haben und die BBL für mich genau der richtige Einstieg in Europa ist. Ich habe großen Respekt vor Coach Pastore und glaube, dass er mich zu einem besseren Spieler machen wird. Auf dem Feld möchte ich mich als Anführer beweisen, dem Team mit meiner Geschwindigkeit und als Spielgestalter helfen. Unsere Fans können sich darauf verlassen, dass ich immer mit vollem Einsatz spiele und alles geben werde, um den NINERS zu so vielen Siegen wie möglich zu verhelfen“, strotzt Gilyard vor Motivation und Selbstvertrauen.
Der 1.75 Meter große und 75 Kilogramm schwere Pointguard stammt ursprünglich aus Kansas City und begann 2017 seine College-Karriere an der Richmond Universität in Virginia. Dort erwies sich Gilyard als echter Dauerläufer, absolvierte in fünf Jahren ganze 154 Pflichtspiele, wohlgemerkt durchweg als Starter, und stand im Schnitt über 37 Minuten auf dem Feld. Dabei gelangen ihm pro Partie 13.2 Punkte, 5.1 Assists, 2.9 Rebounds und überragende 3.0 Steals. 2020 wurde er in der starken Atlantic-10-Conference zum besten Verteidiger des Jahres gewählt und führte die Richmond Spiders 2022 in die zweite Runde der „March Madness“, dem Meisterschaftsturnier der höchsten amerikanischen College-Liga NCAA-1. Anschließend absolvierte er in der NBA-Summerleague mehrere Workouts und Spiele für die Golden State Warriors, Minnesota Timberwolves sowie Memphis Grizzlies. Letztere nahmen Gilyard daraufhin für ihr G-League-Farmteam Memphis Hustle unter Vertrag und statteten ihn 2023 schließlich mit einem „2-way-contract“ aus, der ihm dann auch, insbesondere während einer längeren Verletzungspause von Star-Pointguard Ja Morant zu mehreren NBA-Einsätzen verhalf. Es folgten weitere Kurzaufenthalte bei den Brooklyn Nets und Cleveland Cavaliers, wo der Spielmacher jedoch primär für die jeweiligen Farmteams Long Island Nets und Cleveland Charge zum Einsatz kam.
Nach nunmehr zweieinhalb Jahren im NBA-Kosmos stehen für Gilyard insgesamt 42 Einsätze in der besten Liga der Welt zu Buche, bei denen er durchschnittlich 4.2 Punkte sowie 3.4 Assists auflegte und 52 Dreier mit einer Quote von starken 40 Prozent verwandelte. Außerdem absolvierte der Chemnitzer Neuzugang in jener Zeit 89 G-League-Matches, wo er deutlich mehr Spielzeit erhielt und in 32 Minuten pro Partie auf 9.6 Punkte, 8.1 Assists, 2.8 Rebounds sowie 1.8 Steals kam. In der Saison 2022/23 war er mit einem Mittelwert von 8.8 Korbvorlagen in 50 Pflichtpartien sogar bester Passgeber der gesamten G-League. Begonnen mit seiner College-Zeit in Richmond 2017 über NBA, G-League und Summerleague hinweg, bestritt Gilyard bis heute insgesamt 307 Spiele, davon 254 als Starter und erzielte in durchschnittlich 32 Minuten 10.3 Punkte, 5.7 Assists, 2.6 Rebounds sowie 2.3 Steals. Trotz der hohen Einsatzzeit unterliefen dem Pointguard pro Partie nur 1.8 Ballverluste. Knapp zwei Drittel seiner Abschlüsse nahm Gilyard von der Dreierlinie, wo ihm mit einer Trefferquote von 37 Prozent rund zwei Treffer pro Partie gelangen. Doch auch aus dem Zweier-Bereich (53 %) und von der Freiwurflinie (82 %) zeigt sich der US-Boy über seine gesamte Karriere hinweg durchaus treffsicher. „Er kann selbst scoren, aber hat vor allem das Auge und die Passfähigkeiten, um seine Mitspieler in Szene zu setzen“, weiß Pastore um Gilyards Spielmacherqualitäten. Ob der Neuzugang schon gegen Braunschweig auflaufen kann, hängt zum einen davon ab, ob die Freigabe aus den USA rechtzeitig eintrifft und zum anderen, wie schnell er sich in sein neues Team integriert. „Schließlich spielt Jacob zum ersten Mal in seiner Karriere außerhalb der Staaten und wird sicher etwas Zeit zur Anpassung benötigen. Wir sind aber überzeugt, dass ihm dieser Schritt recht schnell gelingt und freuen uns sehr darauf, dass er uns bald schon auf dem Feld helfen wird“, betont NINERS-Geschäftsführer Steffen Herhold.