NINERS holen Derbysieg gegen Weißenfels
Versöhnlicher Jahresausklang
Man konnte sie förmlich hören – all die Steine, welche am Montagabend gegen 22 Uhr von den Schultern der Chemnitzer Spieler, Trainer und Verantwortlichen fielen, von den Schultern der Fans und allen voran von den ausgesprochen breiten Schultern des NINERS-Kapitäns Jonas Richter, der gerade eben mit einem krachenden Alley-Oop-Dunk zum 75:65 für die Vorentscheidung im Ostderby gesorgt hatte. Nach zuvor fünf Pflichtspielniederlagen in Folge vermochten Sachsens beste Korbjäger dem Jahr 2024 doch noch einen versöhnlichen Ausklang zu bescheren. Im neunten Bundesliga-Ostderby gegen den SYNTAINICS MBC aus Weißenfels krallten sich die NINERS mit einem 82:72 den neunten Sieg, kletterten dadurch auf den neunten Tabellenplatz und dürfen nunmehr wieder etwas optimistischer ins neue Jahr gehen. Neben Richter (acht Punkte, sieben Rebounds, drei Assists, ein Block) ragten vor 5.000 Zuschauern in der restlos ausverkauften Messe Chemnitz vor allem Topscorer Victor Bailey (24 Zähler), Jeff Garrett (14), Aher Uguak (13) und Will Christmas (11) heraus. Schon am Samstag wartet auf die „Orange Army“ das nächste Spiel, bei dem man Aufsteiger Frankfurt um 16:30 Uhr in der heimischen Messe empfängt. Tickets sind im Online-Shop, allen bekannten Vorverkaufsstellen der Freien Presse und natürlich an der Tageskasse erhältlich.
Schon die Ankunft der rund 250 lautstarken Weißenfelser Gästefans ließ erahnen, dass dieses Ostderby zwischen Chemnitz und dem MBC unter besonderen Vorzeichen stand. Waren bislang zumeist die Sachsen in der Favoritenrolle und konnten alle acht vorangegangenen Bundesligaduelle gewinnen, gingen sie dieses Mal heftig strauchelnd mit der Hypothek von acht Niederlagen aus ihren letzten elf Pflichtpartien ins Ostderby. Dagegen konnte Weißenfels ganze neun seiner vorangegangen elf Spiele gewinnen, strotzte geradezu vor Selbstvertrauen und gierte nach dem ersten Derbysieg im deutschen Basketballoberhaus. Der Spielbeginn unterstrich die Tendenz, knüpften die Wölfe aus Sachsen-Anhalt doch nahtlos an ihren Comeback-Sieg gegen Berlin an und setzten sich in der Messe Chemnitz früh auf 13:9 ab. Dank ihres treffsicheren Distanzschützen Ty Brewer hatten die Mannen von Gästetrainer Janis Gailitis kurz vor dem Ende des Auftaktviertels sogar eine 22:16-Führung inne, ehe Victor Bailey und Eddy Edigin wieder auf einen Zähler verkürzten. Nach der ersten Pause brachte Will Christmas die NINERS von „Downtown“ dann direkt in Front, ehe Weißenfels konterte und nach einem Treffer von Center Martin Breunig zum 33:31 wieder seinerseits knapp die Nase vorn hatte. Angetrieben von ihren lautstarken Fans zündete die Orange Army direkt vor der Halbzeit aber noch einen letzten Lauf. Zwar missglückte zunächst Aher Uguaks Statement-Dunk, doch der Kanadier machte dies mit einem Dreier schnell wieder gut und fand kurz darauf mit ablaufender Wurfuhr noch Jeff Garrett, der aus gleicher Distanz zum 39:33-Halbzeitstand vollendete.
DeAndre Lansdowne und Jonas Richter versuchten sich direkt nach Wiederanpfiff ebenfalls vom Perimeter, blieben aber ebenso glücklos wie Uguak bei einem seiner beiden Freiwürfe. So war der offensive Start der Chemnitzer ins dritte Viertel abermals sehr holprig, doch die Defensive stand und ließ die NINERS eben auch jene schwere Phase halbwegs schadlos überstehen, bis dann auch endlich wieder der Ball den Weg durch die Reuse fand. Mit Layups von Uguak, Richter sowie Garrett und zwei selbstbewussten Posterdunks vom gut aufgelegten Christmas setzte sich das Chemnitzer Team auf 50:37 ab. Kurz darauf schien der MBC mit einem Brewer-Dreier und Reaves-Korbleger einen Lauf zu starten, den NINERS-Coach Pastore aber schnell mit einer klugen Auszeit unterbrach und so dazu beitrug, dass sich seine Mannen bis zur letzten Viertelpause wieder auf 58:46 absetzten. Den knapp zweistelligen Vorsprung hielt Chemnitz bis Mitte des Schlussabschnittes, als der beste Weißenfelser dieses Abends, Ty Brewer, noch einmal auf 58:66 verkürzte. Eine gewisse Nervosität war den NINERS, die erst drei Tage zuvor einen ähnlichen Vorsprung in Bamberg noch verspielten, durchaus anzumerken, was der MBC nutzte, um alsbald gar auf 64:70 heranzurücken. Entgegen aller Unkenrufe blieb Chemnitz diesmal aber standhaft, präsentierte sich vor allem in der Defensive als auch im Reboundkampf hellwach und verlor vor allem nicht den Mut. So bescherte ein blitzschnell vorgetragener Angriff über Uguak, Lansdowne und Garrett, den Richter 100 Sekunden vor Schluss per Alley-Dunk zum 75:65 vergoldete, die Vorentscheidung und den NINERS einen versöhnlichen Jahresabschluss. Genau so wie sie es all jenen Fans, die tags zuvor beim Training vorbeikamen, um die durchaus angezählte Mannschaft moralisch aufzubauen, versprochen hatten, was Coach Rodrigo Pastore auf der anschließenden Pressekonferenz zutiefst würdigte.
TRAINERSTIMMEN
Rodrigo Pastore (Chemnitz): „Nach dem Tiefpunkt gegen Bonn ist uns meines Erachtens eine klare Wendung gelungen und nunmehr eine positive Entwicklung erkennbar. Das Engagement an beiden Enden des Feldes stimmt und schon das Spiel in Bamberg hätten wir nicht verlieren müssen. So aber hatten wir heute die Pflicht, gegen ein sehr gutes MBC-Team zu gewinnen und konnten diesem Druck standhalten. Den Sieg möchte ich vor allem jenen Fans widmen, die gestern beim Training waren, das Team mit positiver Energie aufbauten und ihre bedingungslose Liebe für die NINERS bewiesen. Das hat sich ausgezahlt und so sahen wir heute eine Mannschaft, die frei aufspielte, Teambasketball und die durchweg richtige Einstellung zeigte. Wir haben unseren Fans einen Sieg versprochen und ich bin sehr glücklich, dass wir Wort halten konnten. Es war ein erster Schritt, zweifellos liegt noch viel Arbeit vor uns, aber ich hoffe, dass wir den eingeschlagenen Weg weitergehen können.“
Janis Gailitis (MBC): „Glückwunsch an Chemnitz zum Sieg und einem sehr konsistenten Auftritt. Wir konnten heute der Physis unseres Gegners nicht standhalten, wodurch unsere offensive Struktur verloren ging. Insbesondere unsere Guards vermochten das Spiel nicht wie gewohnt zu lenken. Es war ein hartes Match, aber ich bin froh, dass die Mannschaft Wille zeigte und bis zum Schluss kämpfte, so wie es solch ein Derby verdient hat. Manchmal waren wir vielleicht nicht smart genug, zeigten aber stets die richtige Einstellung und so haben die Zuschauer hoffentlich ein gutes Spiel gesehen.“