Chemnitz und Bonn wollen Trendwende herbeiführen.
Duell der Strauchelnden
Kurz vor Weihnachten kommt es im sächsischen Basketball-Mekka, der stimmungsvollen Messe Chemnitz, zu einem ganz besonderen Duell. Mit den gastgebenden NINERS und den Telekom Baskets Bonn treffen am 21. Dezember der FIBA-Europe-Cup-Sieger 2024 und der Champions-League-Gewinner 2023 aufeinander. Wie schnell das Pendel im Profisport aber auch in die andere Richtung ausschlagen kann, müssen beide Mannschaften in dieser Saison erfahren. Zwar gelang den Sachsen wie auch den Rheinländern ein durchaus passabler Saisonstart, doch von ihren jeweils letzten sechs Partien konnte Chemnitz lediglich eine und Bonn auch nur deren zwei gewinnen. Im Pokal sind beide Teams schon ausgeschieden, in der Champions League stehen sie vor schweren Playin-Aufgaben und auf Bundesliga-Ebene müssen sie als Sechst- beziehungsweise Zehntplatzierte um die Playoffs bangen. Umso wichtiger ist also das direkte Duell gegeneinander, bei dem jeder Kontrahent versuchen wird, eine Trendwende zu erzwingen. Da sich aus Bonn nur rund 50 Gästefans auf den langen Weg nach Sachsen machen, wurden die restlichen Plätze in Block G nunmehr in den freien Verkauf gegeben, weshalb wieder einige Restkarten verfügbar sind. Gehen diese auch noch über den Tisch, wäre die Messe Chemnitz zum allerersten Mal in dieser Saison mit 5.000 Besuchern restlos ausverkauft.
Die wettbewerbsübergreifend bislang fast 4.400 Zuschauer pro Spiel bedeuten für die NINERS einen neuen Rekordwert. Der bekanntermaßen sehr treue und durchaus leiderprobte Chemnitzer Anhang versucht dem Pastore-Team also auch oder gerade in der aktuell etwas schwierigen Phase nach Kräften zu helfen, ihm mit lautstarker Unterstützung den einen oder anderen Sieg mehr zu bringen. Zumindest auf Bundesliga-Ebene macht sich dies zweifellos positiv bemerkbar, konnte die „Orange Army“ doch ihre letzten vier Heimpartien in der BBL siegreich gestalten. Das knallige Orange tauschen die NINERS am 21. Dezember jedoch in ein flauschiges Grün, angelehnt an den „Christmas-Grinch“. Etwas Miesepetrigkeit ist ob der letzten Chemnitzer Auftritte dabei durchaus erwünscht, sofern die Spieler jenes Grummeln im Bauch in Wiedergutmachungs-Ambitionen und einen „Jetzt-erst-recht-Effekt“ umzumünzen vermögen. Die Hoffnungen auf einen guten Ausgang werden durch die bevorstehende Rückkehr des zuletzt erkältungsbedingt fehlenden Jeff Garretts und das kürzliche Comeback von Roman Bedime bestärkt. Der 23-jährige musste mit Rückenbeschwerden mehrere Wochen zuschauen, stand dann am Dienstag in Lissabon aber endlich wieder auf dem Parkett und zeigte mit acht Punkten, drei Rebounds sowie drei Ballgewinnen sehr gute Ansätze. Freilich müssen Bedime und all seine Teamkameraden ihre Leistungen noch verstetigen, insbesondere am offensiven Ende des Feldes. Dort gelangen den NINERS in ihren letzten sechs Pflichtspielen im Schnitt gerade einmal 71 Punkte – zweifellos der Hauptgrund für die meisten Niederlagen. Der Hoffnungsschimmer – in den gleichen Partien kassierte Chemnitz durchschnittlich nur 79 Zähler, war defensiv also stets sehr ordentlich unterwegs. Beim X-Mas-Game gegen Bonn möchte man sich für die Mühen nun auch endlich in der Offensive belohnen.
An gleicher Stelle hakte es zuletzt auch bei den Telekom Baskets Bonn, die nur in einer ihrer vergangenen sechs Begegnungen mehr als 78 Punkte erzielten. Davor waren es durchschnittlich immerhin 84.4 Zähler pro Partie. Neben der hohen Doppelbelastung, die sich bei den meisten international spielenden deutschen Teams bemerkbar macht, waren auch Verletzungen eine Ursache für die schwankenden Bonner Leistungen. Ein wirklich längerer Ausfall war bislang zwar noch nicht dabei, aber mal fehlte den Baskets Darius McGhee (17.9 Punkte pro BBL-Partie), mal Angelo Allegri (10.3), Sam Griesel (9.6), Bodie Hume (6.7), Jonathan Bähre (4.3) oder Rivaldo Soares (3.1). So konnten von den wichtigsten Leistungsträgern bislang nur Phlandrous Fleming (13.3), Till Pape (11.4), Thomas Kennedy (9.9) und Lars Thiemann (2.2) alle Pflichtspiele bestreiten. Das letzte fand erst am Dienstag in der Champions League bei AEK Athen statt, wo die Baskets eine derbe 65:96-Pleite kassierten. Dadurch gab Bonn trotz des 93:74-Hinspielerfolgs den Gruppensieg doch noch an die griechischen Hauptstädter ab und muss nun ebenso wie Chemnitz in die Playins. Heißt aber auch, dass die Rheinländer nicht weniger gute Gründe als die NINERS für eine schnelle Wiedergutmachung haben. Folglich treffen am Samstag um 20 Uhr in der Messe zwei Clubs aufeinander, die noch vor nicht allzu langer Zeit für große Positivschlagzeilen sorgten, momentan aber eine schwierige Phase durchlaufen und sich aus dieser gern so schnell wie möglich befreien wollen. Wem am Samstag der erste Schritt gelingt, scheint vom Papier her völlig offen, doch vielleicht können rund 5.000 treue NINERS-Fans am Ende den entscheidenden Ausschlag geben!