NINERS klettern auf den dritten Tabellenplatz
Vierter Bundesligasieg in Serie
Die Wiedergutmachung ist zumindest in Teilen gelungen. Nur vier Tage nach der heftigen Niederlage im spanischen Manresa konnten sich Sachsens beste Korbjäger in eigener Halle rehabilitieren. Vor über 4.700 Fans in der nahezu ausverkauften Messe Chemnitz feierten die NINERS gegen das Bundesligaschlusslicht Göttingen einen verdienten 96:88-Erfolg. Zeitweise lag sogar ein Kantersieg in der Luft, als das Pastore-Team Mitte des dritten Viertels auf 19 Punkte enteilte (72:53). Im dritten Match binnen sieben Tagen ging der „Orange Army“ zum Ende hin aber etwas die Puste aus, während die Gäste nach zuvor zwei spielfreien Wochen noch einige Reserven mehr im Tank hatten und das Resultat verknappen konnten. Am vierten Chemnitzer Bundesligasieg hintereinander änderte dies jedoch nichts mehr, weshalb sich die NINERS über den Sprung auf Tabellenplatz 3 freuen konnten. Maßgeblichen Anteil daran hatten Aher Uguak (25 Punkte) und Victor Bailey (20) sowie Will Christmas (11 Punkte, 9 Rebounds) und Jeff Garrett (jeweils 9 Punkte und Rebounds), die beide kräftig mit einem Double-Double flirteten. Ihre nächsten beiden Partien bestreiten die Sachsen erneut in eigener Halle, wenn man diesen Sonntag Oldenburg und nur zwei Tage später Manresa empfängt. Tickets für beide Partien sind im Vorverkauf und an der Abendkasse erhältlich.
Gegen Göttingen versuchten die NINERS von Beginn an den Ball durch viele Hände zu bewegen und fanden gegen eine zugegebenermaßen nicht immer sattelfeste Gästedefensive oftmals gute Lösungen. Allerdings zeigte sich Chemnitz auch in der eigenen Verteidigung etwas anfällig und bisweilen zu langsam, um die von Kostja Mushidi (insgesamt 24 Punkte) angeführte Veilchen-Offensive im Zaume zu halten. So ging es nach einem offenen Schlagabtausch beim Stand von 23:25 in die erste Viertelpause. Nach eben jener brachte Bailey mit einem seiner vier erfolgreichen Dreier die NINERS erstmals in Front. Uguak, Bailey und Garrett legten direkt zum 33:27 nach, doch Göttingen blieb in Schlagdistanz und verkürzte einige Minuten später durch einen Distanztreffer Hammonds wieder auf 41:42. Christmas und Bailey sorgten dann aber mit einem 7:0-Lauf für den aus NINERS-Sicht perfekten Ausklang des zweiten Viertels, welcher dem Pastore-Team eine 49:41-Halbzeitführung bescherte. Nach dem Seitenwechsel blieb Chemnitz auf dem Gaspedal, erlangte defensiv nun deutlich mehr Zugriff und verteilte vorn die Last auf viele Schultern. So trafen in der Folge Lansdowne, Uguak, Bailey, Garrett, Richter und Nkamhoua zum zwischenzeitlichen 72:53, der höchsten Führung im gesamten Spielverlauf. Nach dem etwas holprigen 6:13-Start hatten die NINERS das Match in den folgenden 22 Minuten mit einem 66:40-Lauf deutlich gedreht und das Momentum klar auf ihrer Seite.
Doch die anschließende Phase zeigte, dass den Chemnitzer Mannen aktuell noch etwas Selbstverständnis, nach Doppelspieltagswochen ein paar entscheidende Körner und nicht zuletzt auch die nötige Entlastung von der Bank fehlen, um solche Siege gänzlich ungefährdet nach Hause zu bringen. So wollte Coach Pastore zumindest kurzzeitig seine Leistungsträger schonen, brachte mit Nicholas Tischler und Eddy Edigin zwei BBL-erprobte Akteure, woraufhin die NINERS zum Ende des dritten und Anfang des vierten Viertels aber binnen 66 Spielsekunden einen 0:7-Lauf kassierten, der das Momentum kippte. Pastore musste also früher als erhofft zurückwechseln, doch als sich dann auch noch Lansdowne binnen weniger Sekunden sein viertes und fünftes Foul abholte sowie Jonas Richter aufgrund einer Platzwunde minutenlang behandelt werden musste, wurde die Chemnitzer Rotation plötzlich brutal kurz. Beim Stand von 80:73 galt es noch mehr als fünf Spielminuten zu überbrücken, wofür Pastore aber nur auf Uguak, Bailey, Garrett, Nkamhoua, Christmas und Richter nach erfolgreicher Behandlung so richtig zählen konnte. Keine optimale Ausgangslage, doch die fünfeinhalb verbliebenen, am ehesten crunchtime-festen Akteure holten die letzten Reserven aus sich heraus und sorgten letztlich mit zwei erfolgreichen Dreiern von Uguak sowie Bailey für die Entscheidung. Mit dem nunmehr vierten Bundesligasieg in Serie machte Chemnitz in der Tabelle einen Sprung auf den dritten Platz. Davor stehen einzig Ulm und München, also jene beiden Topteams und augenscheinlichen Meisterschaftsfavoriten, denen die NINERS zu Saisonbeginn unterlagen. Gerade angesichts des großen Kaderumbruchs im Sommer also eine durchaus respektable Momentaufnahme und solide Ausgangslage, um auch die nächsten Wochen eine gute Rolle im Kampf um die begehrten Playoffplätze spielen zu können.
TRAINERSTIMMEN
Rodrigo Pastore (Chemnitz): „Göttingen hat viele gute Dinge gezeigt, wird spürbar besser und sicher bald den ersten Bundesligasieg einfahren. Mir gefiel heute nicht, wie wir zu Beginn und zum Ende der Partie spielten. Dazwischen gab es durchaus viel Positives, defensiv, aber auch offensiv, wo wir beispielsweise unseren Vorsprung zum Ende des zweiten Viertels mit zwei Dreiern ausbauen und dann im dritten Abschnitt weiter davonziehen konnten. Auch hier war es wieder unsere Verteidigung, die unsere Offensive initiierte und uns leichte Punkte bescherte. Dann aber kippte das Momentum, weil wir uns im 1-gegen-1 zu leicht schlagen ließen, Göttingen zu viele Offensivrebounds und einfache Punkte in der Zone gestatteten. Die hohe Niederlage am Mittwoch steckte uns zweifellos noch in den Knochen und es wird etwas Zeit benötigen, das gänzlich abzuschütteln. Unterm Strich haben wir heute einige gute Ansätze gezeigt, aber noch nicht konstant das, was ich von der Mannschaft erwarte.“
Olivier Foucart (Göttingen): „Gratulation an Coach Pastore und Chemnitz zum verdienten Sieg. In der ersten Halbzeit spielten wir offensiv gut, ließen aber in der Zone zu viele Punkte zu. Das dritte Viertel begannen wir dann zu nachlässig, leisteten uns einige vermeidbare Ballverluste, was uns in ein schlechtes Momentum und letztlich 19 Punkte ins Hintertreffen brachte. Dennoch gaben wir nicht auf und kämpften uns mental wie physisch zurück ins Match. Am Ende verhinderten aber einige kleine Fehler in unserer Pick-and-Roll-Verteidigung sowie manch starke Treffer von Chemnitz, dass wir den Rückstand ganz aufholen konnten. Dennoch habe ich viele gute Dinge von meinem Team gesehen, auf denen wir aufbauen wollen, um hoffentlich alsbald den ersten BBL-Sieg zu erringen.“