NINERS machen großen Schritt Richtung Europe-Cup-Finale
Bärenstarkes Comeback
Sachsens beste Korbjäger sind ihren Träumen ein großes Stück nähergekommen. Im Hinspiel des Europe-Cup-Halbfinales setzte sich Chemnitz am Mittwochabend vor knapp 7.600 Zuschauern in der Bilbao Arena mit 98:73 gegen die Hausherren von Surne Bilbao Basket durch. Dabei zauberte das Team von Cheftrainer Rodrigo Pastore ein phänomenales Comeback aufs Parkett. Nach 17 gespielten Minuten lagen die NINERS noch 29:43 hinten und der Ball in Bilbaos Händen. Weitere 20 Zeigerumdrehungen später aber führte die „Orange Army“ dann haushoch mit 91:64. Ein gewaltiger 62:21-Lauf binnen gut zwei Vierteln ebnete den Weg zum 14. Sieg im 15. Europapokalspiel dieser Saison und stieß die Tür zum Finale, dem ersten in der Chemnitzer Vereinshistorie, ganz weit auf. Den größten Anteil an jenem geschichtsträchtigen Erfolg hatten „Dre“ Lansdowne (22 Punkte), Kevin Yebo (17), Jeff Garrett (14), Ousman Krubally (12) sowie Kaza Kajami-Keane, während auf Seiten Bilbaos Kristian Kullamae (15), Sacha Killeya-Jones (15) und Tryggvi Hlinason (11) zweistellig scorten. Das Rückspiel, bei dem die NINERS den Einzug ins Finale endgültig perfekt machen möchten, steigt bereits diesen Mittwoch in der Messe Chemnitz. Dazwischen liegt aber noch das wie immer höchst spannungsgeladene Ostderby beim SYNTAINICS MBC am Ostersamstag in Weißenfels.
In der gut gefüllten Bilbao Arena hatte Chemnitz zu Spielbeginn vor allem mit den beiden Surne-Centern Killeya-Jones und Hlinason arge Probleme. Die baumlangen 2.15-Meter-Riesen dominierten in Brettnähe, scorten dort fast nach Belieben, griffen unzählige Rebounds ab oder ließen sich nur per Foul stoppen. Selbst wenn die NINERS mal den direkten Weg zum Korb erfolgreich versperrten, fand Bilbao am Perimeter Kris Kullamae, Melwin Pantzar oder Denzel Andersson, die mehrere Dreier versenkten und den Hausherren eine 29:16-Führung nach dem ersten Viertel bescherten. Auf Chemnitzer Seite wollte hingegen kein einziger der ersten neun Distanzwürfe fallen, was es auch im zweiten Viertel äußerst schwer machte, den Anschluss an phasenweise heißlaufende Gastgeber zu wahren. Hinzu kam die frühzeitige Foulbelastung, weshalb einige Leistungsträger wie Wes Van Beck, Aher Uguak oder Jonas Richter das Spiel in der ersten Hälfte vornehmlich von der Bank aus verfolgen mussten. So war es insbesondere den beiden NINERS-Routiniers Dre Lansdowne und Ousman Krubally zu verdanken, dass Bilbao nicht gänzlich enteilte und die Schlussphase des zweiten Viertels deutete dann bereits an, dass an diesem Abend im Baskenland doch etwas gehen könnte. Binnen drei Minuten verkürzte Chemnitz von besagtem 29:43-Rückstand auf 41:46 beim Kabinengang, auch weil direkt vor der Halbzeit Kajami-Keane und Garrett endlich die ersten NINERS-Dreier verwandelten.
Der nächste Distanztreffer Garretts brachte Chemnitz dann kurz nach dem Seitenwechsel mit 48:47 in Front und fortan sollte die Orange Army ihre Führung nicht mehr hergeben. In der Defensive ließ man Bilbao nun kaum mehr zum Zuge kommen, wehrte mit gewohnt starker Verteidigung fast alle Bemühungen der Gastgeber ab, während die NINERS offensiv richtig ins Rollen kamen. Mal versenkten Lansdowne und Uguak schwere Dreier mit Ablauf der Shotclock, mal ließ es Garrett per Dunk krachen oder tankte sich Krubally am Brett durch und selbst wenn mal Würfe daneben gingen, erkämpfte sich beispielsweise Tylor Ongwae die zweiten Bälle, wodurch Chemnitz beim Stand von 69:58 alsbald zweistellig führte. Ein ganz entscheidender Faktor war zudem die erfolgreiche Fehlerreduktion. Leistete sich Chemnitz beispielsweise im ersten Viertel schon acht Ballverluste, so waren es am Ende der Partie lediglich neun. Nur ein Turnover in gut 30 Minuten hat im Basketball absoluten Seltenheitswert und die daraus resultierende, fast schon maschinenartige Perfektion des Chemnitzer Spiels brachte Bilbao zusehends zur Verzweiflung und die tausenden baskischen Fans allmählich zum Verstummen. Nach dem dritten Viertel betrug der NINERS-Vorsprung schon 13 Punkte (71:58), drei Minuten später waren es durch einen Uguak-Dreier dann bereits über 20 (81:60) und nach Yebos „And-One“ gar deren 27 (91:64), ehe die Partie letztlich mit einem Chemnitzer 98:73-Triumph ihr Ende fand. Satte 25 Punkte sind ein mehr als komfortables Polster, auch wenn Bilbao im Viertelfinale einen 19-Punkte-Hinspiel-Rückstand gegen Legia Warschau erfolgreich aufholte. In der Messe Chemnitz, die erstmals bei einem europäischen Heimspiel der NINERS mit 5.000 Zuschauern ausverkauft sein könnte, wird dies jedoch ungleich schwerer und so durften die Chemnitzer zumindest schon mal mit einem Auge auf den möglichen Finalgegner schielen. Dieser wird zwischen Varese und Bahcesehir Istanbul ausgespielt. Das erste Duell gewannen die Italiener knapp mit 81:80, so dass die Entscheidung wirklich erst nächsten Mittwoch am Bosporus fällt, wenn parallel die NINERS in eigener Halle den letzten Schritt ins Finale machen wollen.