NINERS gastieren beim FC Bayern München
Heiß aufs Spitzenspiel?!
„Gigantenduell“, nannte es DYN-Moderator Tobias Schimon am Samstagabend, als er auf das nächste Spiel der Chemnitzer Korbjäger blickte. Superlative dieser Art, wenngleich sie in den vergangenen Wochen schon häufiger fielen, hören sich in den Ohren der meisten NINERS-Fans und Mitarbeiter nach wie vor geradezu unwirklich an. Jene NINERS, die vor fünf Jahren noch in der zweiten Liga gegen Ehingen, Quakenbrück und Kirchheim spielten, stehen nun bereits seit mehr als zwei Monaten an der Tabellenspitze der easyCredit Basketball Bundesliga. Jene NINERS, die pandemiebedingt nach ihrem Aufstieg 2020 anderthalb Jahre warten mussten, um zum ersten Mal überhaupt im deutschen Oberhaus vor Fans spielen zu dürfen, gastieren heuer als Spitzenreiter beim bekanntesten und erfolgreichsten Sportverein der Bundesrepublik – dem FC Bayern München, direkter Verfolger, Titeltopfavorit und mit einer Vielzahl an Starspielern gespickt, die bereits 1.343 Partien in der NBA und deren 1.038 in der Euroleague absolvierten. Der gesamte Chemnitzer Kader kommt zusammen auf gerade einmal 761 Bundesligaeinsätze. Und dennoch werden die NINERS am Dienstag als Tabellenerster im BWM Park des Zweitplatzierten München einlaufen. „Eine riesige Ehre, mit der aktuellen Konstallation dort antreten zu dürfen“, unterstreicht der Chemnitzer Trainer Rodrigo Pastore. Natürlich wird die Topbegegnung des 21. Bundesligaspieltags auch wieder live bei DYN (www.dyn.sport) übertragen.
Spannung ist in jedem Fall garantiert, wenn Michael Körner und Anne Kamphausen aus dem bis zu 6.500 Zuschauer fassenden BMW Park berichten. Dort, als er einst noch Audi Dome hieß, konnten die NINERS am 09. Januar 2022 sogar schon einmal als Sieger vom Feld gehen. Jener Husarenstreich fiel in die ersten beiden Chemnitzer BBL-Jahre, als die NINERS zum echten Bayern-Schreck mutierten und inklusive Pokalviertelfinale nach dem Aufstieg 2020 gleich vier ihrer ersten fünf Duelle mit den Münchnern für sich entschieden. Dann aber hatten die Isarstädter offensichtlich genug, nahmen Chemnitz fortan nie wieder auf die leichte Schulter, schickten stets ihr bestmöglichstes Line-Up ins Rennen und gewannen nahezu folgerichtig alle sechs weiteren Vergleiche bis zum heutigen Tag. Ähnlich stehen die Vorzeichen auch für das nächste Kräftemessen. Denn beim völlig ungefährdeten 116:86-Erfolg in Weißenfels am zurückliegenden Wochenende schonte Münchens Trainerikone Pablo Laso mit Serge Ibaka, Devin Booker und Leandro Bolmaro gleich drei seiner absoluten Topstars. Auch Kapitän Vladimir Lucic (zwölf Minuten Einsatzzeit) sowie Nationalspieler Nick Weiler-Babb (16) hatten allenfalls etwas Kurzarbeit zu verrichten, weshalb die Bayern wohl mit weitestgehend vollen Akkus in das Spitzenspiel gegen Chemnitz sowie das anschließende Pokal-Top-Four in eigener Halle gehen können. So scheint die Lage auf dem Papier vergleichbar mit der Situation beim Hinspiel, als sich beide Teams im Januar über dreieinhalb Viertel hinweg ein packendes Duell lieferten, die NINERS sechs Minuten vor Schluss noch 69:68 führten, doch am Ende der unglaublich stark wie tief besetzte Münchner Kader einfach den längeren Atem hatte und letztlich einen verdienten Sieg aus der restlos ausverkauften Messe Chemnitz entführte.
Ohnehin haben die Münchner, welche vor der Saison mit den Verpflichtungen von Pablo Laso, Serge Ibaka, Carsen Edwards, Devin Booker, Leandro Bolmaro, Sylvain Francisco oder auch Dino Radoncic ihre Zielstellung Meisterschaft mehr als untermauerten, die klare Favoritenrolle inne. Schließlich dominiert Bayern die BBL in zahlreichen relevanten Statistiken, trifft neben Ulm (50.9 %) als einziges Bundesligateam mehr als die Hälfte seiner Feldwurfversuche (50.6 %), neben Vechta (40.5 %) als einziges mehr als 40 Prozent seiner Dreier (41.7 %) und zudem als einziges über 80 Prozent von der Freiwurflinie (80.1 %). Außerdem leisten sich die Bayern ligaweit die wenigsten Ballverluste (nur 11.4 Turnover pro Partie) und erzielen nach Braunschweig (4.0) sowie Vechta (3.9) die meisten Blocks aller BBL-Vereine (3.4), wobei man insgesamt sogar die wenigstens Fouls begeht (18.0). Kein Wunder also, dass München nicht nur die höchste Effektivität aller Bundesligisten (108.8) vorweisen kann, sondern auch das beste Korbverhältnis hat und seine Kontrahenten im Schnitt mit 13.6 Punkten Vorsprung in die Schranken weist. In jener Statistik liegt Chemnitz mit einem durchschnittlichen Plus von 11.7 Zählern nur knapp hinter den Bayern und in der Tabelle eben aktuell sogar noch einen Rang vor ihnen. Da außerdem im Gegensatz zum Hinspiel momentan alle NINERS-Akteure fit sind, kann Coach Rodrigo Pastore aus dem Vollen schöpfen und frei entscheiden, welche sechs seiner insgesamt sieben ausländischen Akteure er gegen München in die Schlacht wirft. „Wir freuen uns sehr auf dieses Topspiel und werden alles geben“, ließ Anführer Dre Lansdowne nach dem jüngsten Heimerfolg gegen Oldenburg schon einmal wissen, dass die NINERS auf das Duell in München brennen. Und eben jene Kombination aus Vorfreude, Motivation und Furchtlosigkeit führte vor zwei Jahren schon einmal dazu, dass Chemnitz völlig überraschend die Punkte aus München entführte. Time to remember. Time to repeat?