NINERS kämpfen sich in Rostock durch
Arbeitssieg
Es gibt Tage, an denen läuft nahezu alles wie von selbst. Und es gibt Tage, da fällt jeder Schritt unglaublich schwer. Die Chemnitzer Auswärtspartie in Rostock am Samstagabend fiel zweifellos in letztere Kategorie. Bis auf eine kurze Phase im zweiten Viertel wollte sich bei Sachsens besten Korbjägern einfach nicht der in dieser Saison so oft gesehene „Flow“ einstellen, folgten auf gute Aktionen immer wieder Fehler, darunter auch ganze 24 Ballverluste, mit denen man nur selten ein Basketballspiel gewinnt. Erschwerend kam hinzu, dass Cheftrainer Rodrigo Pastore kurzfristig mit Magen-Darm-Beschwerden ausfiel und so in einer durchweg engen Partie der erfahrene Steuermann am Chemnitzer Ruder fehlte. Doch die NINERS ließen sich nicht entmutigen, zeigten großen Einsatzwillen, erkämpften 24 Offensivrebounds sowie elf Ballgewinne und verteidigten mit einem hauchdünnen 94:90-Erfolg ihre Tabellenführung. Beim 16. Bundesligasieg in dieser Saison überzeugte einmal mehr Kevin Yebo dank eines „Double-Doubles“ aus 23 Punkten und zehn Rebounds, während auch Wes Van Beck (18), Kaza Kajami-Keane (14), DeAndre Lansdowne (12) und Jonas Richter (11) zweistellig scorten. In der neuen Woche warten auf die NINERS dann zunächst zwei Heimspiele gegen Leiden und Oldenburg, ehe man vor der knapp dreiwöchigen Pokal- und Länderspielpause nächsten Dienstag noch beim schärfsten Verfolger, dem FC Bayern München, gastiert.
Vielleicht brachte der kurzfristige Ausfall von Coach Pastore etwas Unruhe ins Team, vielleicht waren die Beine im bereits 32. Pflichtspiel dieser Saison doch recht schwer oder gingen die mentalen Akkus nach den anstrengenden letzten Monaten allmählich zur Neige. Für alle Zuschauer, auch die über 100 mitgereisten Chemnitzer Fans wurde beim Duell in Rostock jedenfalls schnell klar, dass die NINERS ihre liebe Mühe hatten. Denn obwohl die gastgebenden SEAWOLVES ihrerseits ohne die beiden verletzten US-Amerikaner Chevez Goodwin und Matt Bradley auskommen mussten sowie Sid-Marlon Theis frühzeitig mit einer Platzwunde am Kopf ausschied, vermochte Chemnitz aus jenem scheinbaren personellen Vorteil kein echtes Kapital zu schlagen. Vielmehr geriet die „Orange Army“ schon im Startviertel mit 18:26 in Rückstand, ehe Wes Van Beck und Jeff Garret direkt vor der ersten Pause den Anschluss wiederherstellten. Kaza Kajami-Keane eröffnete den zweiten Abschnitt mit einem Dreier zum Ausgleich und seine NINERS schienen nun die Kontrolle über das Spiel zu gewinnen, zogen alsbald auf 42:32 davon. Der Höhenflug endete jedoch abrupt, als sich erneut zahlreiche Unkonzentriertheiten einschlichen und Rostock vor allem die vielen Chemnitzer Ballverluste eiskalt bestrafte. So sahen sich die NINERS nur drei Minuten nach ihrer höchsten Führung im gesamten Spielverlauf plötzlich mit einem 43:44-Rückstand konfrontiert, bevor Kajami-Keane und Richter das Ergebnis bis zur Halbzeitpause dann doch wieder etwas freundlicher für die Sachsen gestalten konnten (49:44).
Auch nach dem Seitenwechsel blieb die Partie weiterhin völlig offen. Zunächst erkämpften sich die ROSTOCK SEAWOLVES, bei denen der frühere Chemnitzer Wes Clark mit einem BBL-Karrierebestwert von 25 Punkten überragte, den 53:53-Ausgleich. Dann zogen die NINERS erneut auf acht Zähler davon (65:57), doch die Hausherren stellten dank ihrer anderen beiden Topscorer Derrick Alston (24 Punkte) und Tylor Nelson (20) zu Beginn des Schlussabschnittes erneut auf pari (68:68). DeAndre Lansdowne versuchte nun das Ruder mit einem Dreier und einem erfolgreichen „And-One“ an sich zu reißen, aber auch dem Routinier unterliefen in der Schlussphase einige Ballverluste, welche Rostock im Spiel hielten und es Clark ermöglichten, anderthalb Minuten vor Schluss auf 90:89 für die Hausherren zu stellen. Der nimmermüde Yebo eroberte die Führung mit einem Treffer nach Offensivrebound zurück und eine Zeigerumdrehung später bewies Van Beck abermals, dass er in hochdramatischen Schlussphasen offenbar keinerlei Nerven zeigt. Obwohl beim US-Amerikaner über das gesamte Spiel hinweg nicht sonderlich viele Würfe fallen wollten, war es dieser eine entscheidende zum 94:90, den Van Beck dann eben doch verwandelte und somit wie schon bei den Siegen in Vechta und Würzburg zum Chemnitzer Matchwinner avancierte.