Chemnitz vor Nagelprobe bei hungrigen Heidelbergern
Keine leichte Aufgabe
Für Sachsens beste Korbjäger geht es weiter Schlag auf Schlag. Nachdem sich die NINERS trotz der Niederlage in Varese am Mittwoch den wichtigen ersten Tabelllenplatz in Gruppe N des FIBA Europe Cups sicherten, ging es Freitag per Flieger nach Frankfurt und weiter nach Heidelberg. Im dortigen SNP dome bestreitet Chemnitz am Samstag um 18:30 Uhr seinen Auftakt in die Bundesligarückrunde. Für Kapitän Jonas Richter und Co. wird es das 31. Pflichtspiel binnen 123 Kalendertagen seit Saisonbeginn, durchschnittlich also eine Partie aller knapp vier Tage. Bei jenen kamen die Spieler der zehn Mann starken Chemnitzer Kernrotation zudem bereits auf 62 Ausfälle. Im Schnitt konnte Cheftrainer Rodrigo Pastore in den besagten 30 Pflichtspielen also nur auf acht seiner gestandenen Profis zurückgreifen, was doch spürbar an den Akkus der NINERS zehrte. Verbunden mit den zahlreichen Reisen quer durch Deutschland und Europa scheint vor der Partie am Samstag also die wichtigste Frage, wie viel Energie die „Orange Army“ noch im Tank hat, um sich den Morgenluft witternden Heidelbergern am Samstag in deren Halle entgegenzustellen.
Die Academics hatten in den letzten 13 Tagen nur ihr Heimspiel gegen den SYNTAINICS MBC zu absolvieren, blieben also zumindest von Reisestrapazen verschont und lauern nun auf die Chance, gegen vielleicht etwas müde NINERS einen enorm wichtigen Sieg im Kampf um den Klassenerhalt zu holen. Weiteren Auftrieb verleiht die Ankunft des neuen Trainers Ingo Freyer, der in den letzten beiden Jahren als „Feuerwehrmann“ schon Oldenburg sowie den MBC vor dem Abstieg bewahrte. Direkt bei Freyers Einstand gewann Heidelberg auch gleich mit 84:83 in Braunschweig, konnte seinen Lauf im folgenden Heimspiel gegen Weißenfels jedoch nicht fortsetzen. Insbesondere die jüngsten Ausfälle der Leistungsträger Vincent Kesteloot, Tim Coleman und Paul Zipser, die auch gegen Chemnitz fehlen werden, trübt etwas die Aufbruchstimmung der Neckarstädter. Hoffnung setzen diese dagegen in ihre Neuzugänge Abu Kigab (15.3 Punkte pro Spiel) und Josh Gray (12.0), die sich von Woche zu Woche besser integrieren und allmählich die spielerische Qualität des MLP-Teams deutlich anheben. Daneben sollen vor allem das Center-Duo Isaiah Whaley (12.4) und Marcel Keßen (5.5), die beiden Scorer Jeffrey Carroll (10.8) und Elias Lasisi (10.3) sowie die deutschen Guards um Bennet Hundt (7.2), Niklas Würzner (4.3) und Akeem Vargas (2.9) jene Lücken schließen, welche durch die Ausfälle von Kesteloot, Coleman und Zipser entstanden waren. Wenn alle Genannten an Bord sind, kann Coach Freyer am Samstag immerhin neun bundesligaerprobte Akteure aufbieten, die sicher auch auf Revanche fürs Hinspiel sinnen.
Das entschieden kurz vor Weihnachten letzten Jahres die NINERS klar mit 93:69 für sich. Zwischenzeitlich betrug die Führung der Sachsen, die sich vor heimischem Publikum phasenweise in einen Rausch spielten, satte 31 Punkte. Es war der fünfte Chemnitzer Sieg im nunmehr fünften Duell beider Teams seit dem Aufstieg Heidelbergs 2021. Jene stolze Serie möchte die Mannschaft von Coach Rodrigo Pastore am Samstag natürlich gern fortsetzen und mit einem Sieg die Tabellenführung in der easyCredit Basketball Bundesliga verteidigen. Ob dazu auch alle Akteure beitragen können, ist momentan noch offen. Brendan Bailey wird nach seinem Wechsel zum ungarischen Erstligisten SZTE Szedeák sicher nicht mehr dabei sein. Fragezeichen stehen allerdings auch hinter Allzweckwaffe Aher Uguak. Der Kanadier zog sich beim Abschlusstraining in Varese eine leichte Muskelblessur zu und könnte schlimmstenfalls in Heidelberg noch aussetzen müssen. Dagegen feierte sein Landsmann Kaza Kajami-Keane am Mittwoch sein Comeback und bleibt nun hoffentlich für die kommenden Wochen von weiteren Verletzungen oder Erkrankungen verschont, um sich auch wirklich wieder in jenen Rhythmus spielen zu können, der ihn noch zu Saisonbeginn so wertvoll für das Chemnitzer Team machte. Schon in Heidelberg wäre der 29-jährige Routinier eine wichtige Entlastung für DeAndre Lansdowne und Wes Van Beck, die zuletzt auf den Guardpositionen oftmals den Alleinunterhalter geben mussten. Wenn dann auch beim restlichen Team genug Energiereserven vorhanden sind, ist in Heidelberg zweifellos der 15. Sieg im 18. Bundesligaspiel dieser Saison möglich – ein Selbstläufer wird es jedoch keinesfalls.