Chemnitz unterliegt München nach großem Kampf
Alles gegeben
Dreieinhalb Viertel boten Sachsens beste Korbjäger dem großen FC Bayern beeindruckend Paroli. Am Ende aber setzte sich der Favorit im Spitzenspiel der easyCredit Basketball Bundesliga durch. Vor 5.000 Besuchern in der restlos ausverkauften Messe Chemnitz verlangten die NINERS dem Münchner Starensemble alles ab, führten zur Halbzeit mit 44:38 und lagen sechs Minuten vor Schluss noch hauchdünn mit 69:68 in Front. In der Schlussphase aber zeigten die Bayern ihre ganze Klasse und entführten mit einem verdienten 86:73-Erfolg die Punkte aus Sachsen. Beste Chemnitzer Werfer waren Jeff Garrett (18 Punkte), Wes Van Beck (16) und DeAndre Lansdowne (13), während auf Münchner Seite Carsen Edwards (20), Vladimir Lucic (13), Niels Giffey (12) und Sylvain Francisco (11) zweistellig scorten. Entscheidender Faktor war die beeindruckende Dreierquote der Bayern, die 14 ihrer 23 Distanzwürfe im Korb unterbringen konnten, während Chemnitz vom Perimeter nur acht seiner 30 Versuche traf. „Ich bin dennoch sehr begeistert, wie meine Mannschaft heute aufgetreten ist. Am Ende war München als Team einfach besser, aber in solchen Topspielen sammeln wir extrem wertvolle Erfahrungen und können beim nächsten Mal vielleicht noch näher dran sein“, zollte NINERS-Cheftrainer Rodrigo Pastore seinen Spielern allergrößten Respekt.
Einmal mehr musste der Argentinier auf seinen angestammten Spielmacher Kaza Kajami-Keane verzichten, der nach einer hartnäckigen Bronchitis nicht rechtzeitig fit für das Topspiel gegen München wurde. Auf Seiten der Gäste fehlte verletzungsbedingt der Ex-Chemnitzer Niklas Wimberg, während Nelson Weidemann zwar im Münchner Kader stand, jedoch bei der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte keine Spielzeit erhielt. Was für Weidemann persönlich vielleicht etwas enttäuschend war, unterstrich aber umso mehr, wie ernst die Bayern das Gastspiel in Chemnitz nahmen und eben nur ihre absolut besten Akteure aufboten, wie die Ex-NBA-Stars Serge Ibaka, Carsen Edwards und Leandro Bolmaro, Anführer Vlado Lucic, Kraftpaket Devin Booker oder die deutschen Nationalspieler Andi Obst, Niels Giffey und Nick Weiler-Babb. Das Chemnitzer Team ließ sich davon aber nicht beeindrucken und legte mit 5.000 lautstarken Fans im Rücken geradezu einen Traumstart hin, den Lansdowne mit einem Dreier zur ersten zweistelligen Führung veredelte (14:4). München schüttelte sich kurz und schlug dann vor allem über Edwards zurück, der aus allen Lagen traf und die Gäste bis zur ersten Viertelpause schon wieder auf 23:25 heranbrachte. Im zweiten Abschnitt erwischte abermals Chemnitz den besseren Start, verteidigte bärenstark, kämpfte verbissen um jeden Rebound und konnte sich auf seine „Big Men“ verlassen. Sowohl Jeff Garrett als auch Ousman Krubally und Jonas Richter fanden immer wieder Wege, gegen die physisch überlegenen Münchner zu scoren. NINERS-Kapitän Richter drückte den Vorsprung folgerichtig erneut in den zweistelligen Bereich (44:34), bevor Lucic und Bolmaro die Schlusspunkte einer unterhaltsamen ersten Hälfte setzten, die mit einer Chemnitzer 44:38-Führung endete.
Was sich allerdings gegen Ende des zweiten Viertels bereits andeutete, setzte sich im dritten Durchgang nahtlos fort. Bayern stellte sich allmählich immer besser auf das Angriffsspiel der „Orange Army“ ein und gestattete den Sachsen fortan kaum noch freie Würfe. Pausenübergreifend konnte Chemnitz dadurch über sieben Minuten hinweg keinen einzigen Punkt erzielen, während sich München kontinuierlich heranrobbte und schließlich durch einen Edwards-Dreier erstmals in Führung ging. NINERS-Coach Rodrigo Pastore zückte die Auszeit und konnte dem Spiel dadurch erneut eine kleine Wendung verleihen. Mit einem Dreier von Kevin Yebo eroberte Chemnitz die Führung zurück, schien nochmals Auftrieb zu gewinnen, als Münchens Booker nach einem unsportlichen Foul rausflog und atmete auch die beiden Nadelstich-Dreier von Lucic sowie Francisco zum Ende des dritten Viertels weg. Den 60:63-Rückstand bogen Garret, Krubally, Uguak und Van Beck zu Beginn des letzten Durchgangs in eine neuerliche 69:68-Führung. Augenscheinlich aber gingen den NINERS langsam die Energiereserven aus, während München immer und immer wieder frische Kräfte von höchstem Bundesligaformat aufs Feld werfen konnte. Dies machte sich an beiden Enden des Feldes zusehends bemerkbar, konnten die Bayern doch defensiv weiterhin förmlich an jedem Chemnitzer kleben, verhinderten im Reboundduell nunmehr durchweg zweite NINERS-Chancen und hatten vorn die nötige Luft, um ihre hohe Treffsicherheit, insbesondere aus der Distanz, beizubehalten. So sorgten die erfolgreichen Crunchtime-Dreier von Weiler-Babb, Lucic, Francisco und Giffey letztlich für die Entscheidung in einem, über weite Strecken, hochgradig spannenden und ausgeglichenen Duell der beiden aktuell bestplatzierten BBL-Teams. Trotz der Niederlage bleibt Chemnitz zunächst weiterhin an der Tabellenspitze, da man schon zwei Spiele mehr als München absolviert und diese eben auch siegreich gestaltet hat. Bevor die NINERS dann am 07. Februar zum letzten Europe-Cup-Zwischenrundenspiel in die Messe zurückkehren, müssen sie nun aber erst einmal drei Auswärtsspiele binnen zehn Tagen bestreiten – diesen Mittwoch im italienischen Varese sowie anschließend in Heidelberg und Rostock.
TRAINERSTIMMEN
Rodrigo Pastore (Chemnitz): „Ich war begeistert, wie wir heute vom ersten Moment an aufgetreten sind. Hoch entschlossen, mit Selbstvertrauen und guter Körpersprache. Zum Ende der ersten Halbzeit hätten wir vielleicht sogar noch etwas höher führen können. Carsen Edwards hat uns einige Male weh getan, aber dazu ist er gegen viele Gegner imstande. In der zweiten Hälfte war Bayern als Team einfach besser, nicht abhängig von einzelnen Spielern, sondern konnte sich auf Obst, Lucic, Harris und viele andere verlassen. Wir verloren etwas unseren Rhythmus, aber zeigten insgesamt schon eine bessere Leistung als beispielsweise beim Gastspiel in Berlin. Doch um die Topteams zu schlagen, braucht es noch ein bisschen mehr. Trotzdem bringen uns gerade diese Partien wertvolle Erfahrungen und hoffentlich können wir beim nächsten Mal noch näher dran sein.“
Pablo Laso (München): „Gratulation an mein Team zu diesem Sieg. Wir wussten, dass es ein schweres Spiel werden würde. Chemnitz steht nicht ohne Grund auf dem ersten Tabellenplatz. Sie machen viele Sachen richtig und wir konnten erwarten, dass es heute ein langer Weg wird. Mir hat sehr gefallen, dass wir heute fokussiert und stets im Match geblieben sind. In der ersten Hälfte haben uns die NINERS phasenweise ausgespielt, ausgereboundet, verteidigten stark, aber wir konnten dranbleiben. Nach dem Seitenwechsel legten wir zu, bewegten den Ball gut, trafen kluge Entscheidungen und verstanden es, besser zu verteidigen. Ich bin glücklich, dass wir dieses schwere Spiel gegen einen starken Gegner, der von seinen Fans toll unterstützt wird, für uns entscheiden konnten.“